Die meisten von uns begegnen im Laufe des Lebens früher oder später einem unangenehmen Gefühl in den Augen aufgrund des Trockenen Auges – sei es bei der Arbeit am Computer oder Handy oder nach einem anstrengenden Arbeitstag.
In der Praxis treffe ich deshalb praktisch täglich auf Menschen, die unter müden, brennenden, gereizten oder geröteten Augen leiden. Meine erste Frage klingt dann meistens in etwa so: „Welche künstlichen Tränen verwenden Sie und wie oft am Tag?“ Besonders achte ich darauf, ob sie Tropfen mit Konservierungsstoffen verwenden oder Tropfen, die die Rötung der Augen reduzieren sollen. Diese Tropfen enthalten am häufigsten den Konservierungsstoff Benzalkoniumchlorid (BAK).
Konservierungsstoffe wie BAK werden vielen Augentropfen zugesetzt, um Infektionen in Mehrdosisfläschchen zu verhindern. Studien haben gezeigt, dass Konservierungsstoffe bei längerer Anwendung oft die Augenoberfläche schädigen, die Heilung der Hornhaut und Bindehaut verlangsamen und langfristig die Symptome des Trockenen Auges verschlimmern. Besonders empfindlich sind Menschen, die Tropfen mehrmals täglich oder langfristig verwenden müssen – also fast alle mit chronischem Trockenem Auge sowie Patient:innen mit Glaukom.
Heute gibt es viele konservierungsfreie Tropfen auf dem Markt; es gibt Tropfen in Einzeldosisbehältern und inzwischen auch solche in Mehrdosisfläschchen. Letztere verfügen über einen speziellen Filter, der eine langfristige Sterilität ohne Konservierungsstoffe ermöglicht.
Tropfen ohne Konservierungsstoffe haben sich bei langfristiger Anwendung als sicherer erwiesen, da sie der ohnehin trockenen Augenoberfläche keinen zusätzlichen Schaden zufügen. Der Tränenfilm bleibt stabiler, was langfristig zur Linderung der Symptome des Trockenen Auges beiträgt und weniger Rötung verursacht.
Kürzlich hat mir eine Dame ihre Erfahrung geschildert, die seit etwa vier Jahren mit der Krankheit des Trockenen Auges kämpft. Während des Arbeitstags saß sie fast ständig vor dem Computerbildschirm. Am Abend, wenn sie nach Hause kam, las sie gerne ein Buch. Das wurde jedoch schwierig, da sie schnell ermüdete, Unbehagen in den Augen spürte, sie brannten und die Buchstaben verschwammen. Sie half sich mit künstlichen Tränen aus der Apotheke; sie verwendete sie zwei- bis dreimal täglich, was ihr anfangs half. Als die Symptome jedoch schlimmer wurden und die Tropfen nicht mehr halfen, kam sie in unsere Praxis. Alle Tests zeigten eine schwere Form des Trockenen Auges. Im Gespräch fanden wir heraus, dass sie künstliche Tränen mit BAK verwendete. Wir vereinbarten, die Tropfen durch solche ohne Konservierungsstoffe zu ersetzen. Nach dem ersten Termin verwendete sie sie regelmäßig fünfmal täglich. Nach drei Monaten kam sie erneut zu uns, da sich die Symptome nur geringfügig verbessert hatten. Die Konservierungsstoffe in den vorherigen Tropfen hatten bereits erhebliche Schäden an der Augenoberfläche verursacht, die sich auch nach dem Wechsel nicht vollständig zurückbildeten.
Da sie keine medikamentöse Behandlung wollte (wegen möglicher Nebenwirkungen), entschieden wir uns für eine Behandlung mit autologem Plasma.
Autologes Plasma ist ein Teil des eigenen Blutes, das mit einer speziellen Zentrifugalmethode aufbereitet wird, bei dem alle Zellen entfernt werden. Es handelt sich um ein Konzentrat aus Proteinen, das auf natürliche Weise die Regeneration und Heilung von Gewebe fördert. Bei der Patientin bestand die Behandlung aus einer einmaligen Injektion von Plasma unter die Bindehaut des Auges. Wie in der Anfangsphase der Behandlung üblich, verschlechterten sich ihre Symptome vorübergehend, doch nach 1–2 Monaten verschwanden ihre Beschwerden vollständig. Heute verwendet sie nur noch gelegentlich konservierungsfreie künstliche Tränen, die ihr helfen.
Bei Symptomen wie Reizung, Brennen oder stechenden Schmerzen empfehle ich, Tropfen ohne Konservierungsstoffe zu verwenden. Verwenden Sie sie mehrmals täglich oder je nach Schwere der Beschwerden. Wenn sich die Symptome trotz häufiger Anwendung künstlicher Tränen innerhalb weniger Tage nicht bessern, ist eine augenärztliche Untersuchung ratsam. Dabei können zusätzliche Behandlungsmöglichkeiten in Betracht gezogen werden – wie etwa die beschriebene, sehr effektive Therapie mit autologem Blutplasma.