Der Sommer erfreut uns mit Wärme, geselligem Beisammensein und unbeschwerten Momenten mit unseren Liebsten. Besonders kostbar sind jene Tage, an denen sich Großeltern mit ihren Enkeln verbinden, das Haus erfüllt ist von Lachen, Spielen und dem Duft eines hausgemachten Mittagessens. Doch manchmal schleicht sich in diese Idylle etwas Unerwartetes ein. So wie bei Frau Maria, einer pensionierten Großmutter, die nach ein paar glücklichen Tagen mit ihren Enkeln mit einem roten, juckenden und tränenden Auge erwachte.
Es handelt sich um eine Patientin, die kürzlich unsere Ordination aufsuchte. Zunächst war sie nicht beunruhigt, sie dachte an ein „verkühltes Auge“. Doch die anhaltenden Beschwerden führten sie schließlich zu mir.
„Nur ein gerötetes Auge?“ Was steckt hinter viraler Konjunktivitis?
Bei der Untersuchung war rasch klar: Es handelte sich um eine virale Konjunktivitis. Dabei entzündet sich die Bindehaut – die oberste, durchsichtige Zellschicht, die die Hornhaut bedeckt und das Auge vor Umwelteinflüssen schützt - infolge einer Virusinfektion. Typisch für diese Erkrankung war die gerötete Bindehaut von Frau Maria, kleine Erhebungen und kapillare Einblutungen waren sichtbar, sowie ein klarer Ausfluss aus dem Auge. Wie bei vielen Betroffenen war nur ein Auge betroffen. Meist treten Reizgefühle auf, und die Lider sind - besonders morgens - verklebt. Frau Maria hatte engen Kontakt zu ihren Enkelkindern, die kürzlich erkältet waren eine Virusübertragung war somit nur eine Frage der Zeit.
Virale Konjunktivitis verbreitet sich meist über schmutzige Hände, kontaminierte Flächen oder geteilte Hygieneartikel. Da die Symptome erst nach etwa einer Woche auftreten, kann die infizierte Person das Virus weitergeben, bevor sie überhaupt merkt, dass sie krank ist. Adenoviren können mehrere Stunden auf Händen und Oberflächen überleben. Deshalb gilt: Bei jeder Augenrötung sollte auch an eine mögliche Virusinfektion gedacht werden.
Wenn Antibiotika nicht helfen - was tun?
Da es sich um eine Virusinfektion handelt, zielt die Behandlung nicht auf den Erreger ab, sondern auf die Linderung der Beschwerden. Antibiotika werden nicht verordnet, da sie gegen Viren wirkungslos sind und in diesem Fall eher schaden als nützen können. Ich empfahl Frau Maria kalte Umschläge zur Linderung von Juckreiz und Schwellungen sowie das Spülen des Auges mit Kochsalzlösung. Das hilft, den Ausfluss zu entfernen und die Reizung zu mindern. Ich erklärte ihr, dass die Heilung bei viraler Konjunktivitis nicht schnell verläuft - die Symptome können bis zu drei Wochen anhalten.
Komplikationen sind selten, aber möglich. Wenn das Virus die Hornhaut befällt, kann es zu oberflächlichen Schäden und verschwommenem Sehen kommen. In solchen Fällen kommen kortikosteroidhaltige Augentropfen zum Einsatz, um Narbenbildung und bleibende Sehstörungen zu verhindern. Bei Verschlechterung der Sehkraft ist eine Kontrolluntersuchung unbedingt erforderlich.
Hände weg vom Auge - warum Prävention gewinnt
Der beste Schutz vor viraler Konjunktivitis ist Vorbeugung. Viele Menschen unterschätzen die Bedeutung von Hygiene. Auch Frau Maria beschrieb ihre Erfahrung als „Erinnerung daran, wie schnell wir Selbstverständliches vergessen“. Prävention beginnt mit regelmäßigem Händewaschen, dem Vermeiden von Augenkontakt, der Nutzung eines eigenen Handtuchs und Polsters sowie der Desinfektion häufig berührter Flächen im Haushalt.
Frau Maria hielt sich konsequent an diese Empfehlungen, und nach zwei Wochen war ihr Zustand deutlich besser. Die Rötung war verschwunden, ihre Augen wieder ruhig, und mit großer Freude erzählte sie mir, dass sie wieder unbeschwert die Sommertage mit ihren Enkelkindern genießen kann.
Virale Konjunktivitis mag zwar nicht gefährlich sein, kann aber lästig und langwierig verlaufen. Wenn wir sie rechtzeitig erkennen, verantwortungsvoll handeln und die Hygiene nicht aus den Augen verlieren, bleibt sie nur eine kurze Fußnote in einem ansonsten sonnigen Sommerkapitel.