Nazaj

Warum jucken die Augen

Urša Pečjak, dr. med.

Urša Pečjak, dr. med.
Fachärztin für Augenheilkunde

4403 min26. 11. 2025

Trockene AugenEntzündungen

Juckreiz ist ein häufiges und lästiges Problem, wegen dem viele Menschen zu uns in die Ordination kommen. Und nein er ist nicht immer mit einer Allergie verbunden! Gehören Sie zu denen, die bei stark juckenden Augen nicht widerstehen können und heftig daran reiben? Lesen Sie, wie Sie die Beschwerden lindern und warum Augenärzte eindringlich vor dem Reiben der Augen warnen.

Welche Augenerkrankungen können Juckreiz verursachen?

Der häufigste Auslöser für juckende Augen und Lider sind allergische Reaktionen. Die saisonale allergische Konjunktivitis eine Entzündung der Bindehaut tritt auf, wenn die Augen mit bestimmten Pollen in der Luft in Kontakt kommen. Neben starkem Juckreiz sind oft auch Schwellung und Rötung der Lider, gerötete Augen und ein reichlicher wässriger Ausfluss vorhanden. Antihistaminika in Form von Tropfen oder Tabletten lindern die Beschwerden.

Ähnliche Probleme treten auch bei einer Kontaktdermatitis der Lider auf. Hier wird die Reaktion nicht durch Pollen ausgelöst, sondern durch einen Allergen, den wir selbst auf die Augenoberfläche oder die Lidhaut bringen. Häufig sind Allergene in Pflege- oder Kosmetikprodukten sowie in augenärztlichen Medikamenten wie Tropfen oder Salben die Ursache. Wichtig ist, den Auslöser so schnell wie möglich zu erkennen und zu meiden.

Die atopische Dermatitis ist eine Hauterkrankung, die häufig auch die Lider betrifft. Am häufigsten tritt sie in der Falte des Oberlids auf. Die Haut ist gerötet, trocken, fein schuppend und stark juckend, es können auch brennende Einrisse entstehen. Wichtig ist die regelmäßige Anwendung einer pflegenden, feuchtigkeitsspendenden Creme ohne Konservierungsmittel oder Duftstoffe. Bei stärkerer Ausprägung verschreiben wir für einige Tage eine kortikosteroidhaltige Salbe.

Häufig tritt Juckreiz auch beim trockenen Auge auf. In diesem Fall können zusätzlich ein Fremdkörpergefühl, schwankende Sehschärfe und zeitweise übermäßiges Tränen auftreten.

Auch eine durch Viren oder Bakterien verursachte Bindehautentzündung kann jucken. Ist die Entzündung abgeheilt, verschwindet auch der Juckreiz.

Warum ist Reiben keine Lösung?

Aus sogenannten Mastzellen wird bei mechanischer Reizung (Kratzen, Reiben oder Drücken) Histamin freigesetzt. Dieses verursacht Juckreiz, Gefäßerweiterung sowie gerötete und empfindlichere Haut. Mechanische Reizung kann die Entzündung verschlimmern und die Haut sowie die Augenoberfläche zusätzlich verletzen es wird noch mehr Histamin freigesetzt. So entsteht ein Teufelskreis aus Juckreiz, Reiben und weiterer Histaminfreisetzung. In der Ordination erkläre ich das Patient:innen oft anhand eines Mückenstichs wir alle wissen, was passiert, wenn wir nicht widerstehen und zu kratzen beginnen.

Manche reiben sich die Augen auch einfach aus Gewohnheit eine Marotte, von der ich dringend abrate. Augenreiben ist nämlich sehr schädlich, da es mehrere Strukturen des Auges verletzen kann. Mit den Händen können Viren oder Bakterien ins Auge gelangen und eine Infektion verursachen. Es kann zu Hornhautabschürfungen, zu Schäden an feinen Gefäßen der Augenoberfläche sowie zu Blutungen unter der Bindehaut kommen. Starker Druck erhöht kurzfristig den Augeninnendruck und kann bei stärker Kurzsichtigen sogar das Risiko einer Netzhautablösung erhöhen. Einer der Hauptgründe, warum Augenärzte das Reiben strikt verbieten, ist die Entstehung eines Keratokonus: Starkes oder häufiges Reiben schwächt das Hornhautgewebe, verursacht seine Verdünnung und unregelmäßige Vorwölbung was das Sehvermögen dauerhaft beeinträchtigen kann.

Was hilft also am besten gegen Juckreiz?

Zuerst muss natürlich die Ursache festgestellt und richtig behandelt werden. Die Medikamente Antihistaminika, Antibiotika oder Kortikosteroide verschreibt Ihre Augenärztin bzw. Ihr Augenarzt. Sehr wichtig ist aber auch die unterstützende Behandlung. Meinen Patient:innen empfehle ich immer Folgendes:

  • Kühlen mit trockenen, kalten Kompressen (z. B. Gelkissen) und die Verwendung gekühlter künstlicher Tränen. Kälte „beruhigt“ vorübergehend die Nervenenden, die den Juckreiz weiterleiten, verringert die Histaminfreisetzung und verlangsamt den entzündlichen Prozess.
  • Nicht reiben, da dadurch noch mehr Histamin freigesetzt wird und der Teufelskreis weitergeht. Wenn es gar nicht anders geht, kann leichtes sanftes Klopfen helfen.
  • Verwendung von feuchtigkeitsspendenden Cremes (vor allem bei atopischer Dermatitis), die die Schutzbarriere der Haut wiederherstellen. Immer milde, unparfümierte Produkte ohne Konservierungsmittel verwenden.

Und zum Schluss noch die goldene Regel: Wenn Ihr rechtes Auge juckt, kratzen Sie sich am linken Knie!